Aufklappen
12. März 2016

Unnötige und dreifach bittere Niederlage in Gotha

Die MLP Academics Heidelberg haben ihre Auswärtspartie bei den Oettinger Rockets Gotha 61-69 verloren. Zu viele unnötige Fehler waren am Ende ausschlaggebend für die Niederlage. Am Sonntag müssen die Kurpfälzer nun siegen, um die Chance auf die Postseason nicht endgültig zu verspielen.

Sowohl Chris Ensminger als auch Frenki Ignjatovic hatten bereits vor dem Tipp-Off Grund zur Freude: Zwei wichtige Säulen meldeten sich aus dem Krankenstand zurück. Letztlich sollte jedoch weder die Rückkehr von Rockets-Topscorer Carlton Guyton noch die von Academics-Kapitän Albert Kuppe entscheidend werden. Zudem nahmen ohnehin beide von Beginn an auf der Bank Platz und überließen vorerst ihren Mannschaftskollegen die Spielführung.

Vor allem in den ersten sechs Minuten des ersten Viertels spielten – die auch in den letzten Wochen offensiv überzeugenden – Rockets Gotha stark auf: Sie lagen bereits mit 11-5 in Front, ehe die MLP Academics den Schalter umlegen konnten. Doch bis kurz vor Ende des ersten Spielabschnitts scorte nur ein Heidelberger Korbjäger. Kristian Kuhn. Zu wenig, um Gotha zu gefährden, zu wenig, um das Spiel offen zu gestalten. Dies hatten zwar seine Mitspieler ebenfalls erkannt, dennoch konnten nur Hrvoje Kovacevic und Trent Wiedeman je einen Korbleger bis zu Spielminute zehn folgen lassen. (15-10).

Doch der erste, kleine Schlussspurt in Viertel eins sollte auch in Viertel zwei seine Fortsetzung finden. Die MLP Academics waren nun aktiv am Spielverlauf beteiligt und konnten aufgrund einer auch heute hervorragenden Defensivleistung dagegen halten. Zwar erzielte man selbst in den laufenden, zweiten zehn Minuten nur 14 Punkte, doch das reichte, um das Ergebnis eng zu gestalten. Die blauen-weißen Hausherren fanden nicht mehr in ihren Offensivrhythmus und mussten die Kurpfälzer bis zur Halbzeit bis auf drei Punkte herankommen lassen.

Frisch motiviert verzeichneten die Gäste ab dem ersten Ballbesitz in Spielabschnitt drei noch einmal eine Leistungssteigerung in den eigenen Reihen. Allen voran Devin White war nun von den Gothaern nicht mehr zu stoppen. Der US-amerikanische Bigmen erzielte innerhalb von fünf Minuten zehn Punkte und war maßgeblich an der Eroberung der Führung seiner Farben beteiligt. White scorte in Korbnähe überragend und wurde letztlich nur durch sein eigenes Zutun – sprich zu viele Fouls – ausgebremst. Von den Rockets kam in dieser Phase wenig, allerdings noch genug, um vor den letzten zehn Minuten den Ausgleichstreffer zu verzeichnen. Maßgeblich dafür? Jordan Riewer. Der Shooting Guard traf von der 6,75-m-Linie gewohnt traumwandlerisch und deckte die winzigen Fehler in der Heidelberger Defensive gekonnt auf. Mit letztlich 15 Punkten sollte er zwar nicht der Topscorer der Partie werden, aber der spielentscheidende Mann sein.

Denn aufgrund einer Auszeit von Chris Ensmiger in Spielminute 25 und den bereits angesprochenen Korberfolgen von Riewer waren die Hausherren nicht ins Hintertreffen geraten, sondern gleich auf. Das Momentum stand hierdurch vor dem letzten Viertel wieder auf Messers Schneide – und kippte dann direkt zugunsten der Rockets. Jannik Lodders klaute Niki Würzner im ersten Angriff den Ball und Christopher Razis verwandelte im Anschluss daran ein Drei-Punkt-Spiel. Damit brachte er die ohnehin lautstarke Hölle zum Brodeln und sein Team abermals in Führung. Die MLP Academics hielten zwar auch jetzt dem Druck der Gastgeber stand, erwidern oder gar brechen konnten sie ihn jedoch nicht mehr. Gotha setzte die Akzente, traf entscheidende Würfe und fuhr den Sieg mehr oder weniger ungefährdet ein, da die Mannen von Frenki Ignjatovic nur noch reagierten und nicht mehr agierten. Die 61-69-Niederlage stellt deshalb eine unnötige und dreifach bittere Niederlage dar. Bitter, da die Heidelberger eine weitestgehend überzeugende Partie gegen ein Top-Team ablieferten und sich dafür erneut nicht belohnen konnten. Bitter, da die Ergebnisse auf den anderen Plätzen – bei einem eigenen Sieg – die Playoff-Chancen deutlich erhöht hätten. Und auch deshalb bitter, weil nun die Playoff-Teilnahme noch schwerer (lies: schier unmöglich) wird.

Frenki Ignjatovic: Glückwünsch an Chris und seine Mannschaft, die aufgrund des letzten Vierteles der verdiente Sieger ist. Wir hatten eine Déjà-vu mit der Partie letzte Woche in Vechta, in Trier, gegen Baunach. Es ist nicht das erste Spiel, welches wir so verlieren. Irgendwann muss man leider erkennen, dass die Mannschaft die man trainiert, einfach am Limit ist. Mit dieser Niederlage haben wir uns wohl leider schon aus dem Playoff-.Kampf verabschiedet. Ich weiß aber, dass meine Mannschaft mit viel Herz spielt und sowohl am Sonntag als auch in den dann noch folgenden zwei Spielen alles geben wird. Es fehlt seit dem Abgang von Marcos Knight etwas in unserem Spiel. Wir bleiben stets zwischen 60 und 70 Punkten. Egal wie wir spielen oder verteidigen. Dieses Spiel heute hatte Playoff-Charakter. Beide Mannschaften mit einer intensiven Verteidigung. Letztlich ist die Wiederholung des letztjährigen Sieges nicht gelungen. Am Ende waren dafür kleine Sachen entscheidend. Niki musste heute Lehrgeld zahlen. Ich schiebe zwar nichts auf ihn, die Mannschaft kämpft und fightet aber es hat halt nicht gereicht. Wir werden auf unsere Chance warten, stoßen aber leider einfach an unser Limit.

Chris Ensminger: Danke für die Glückwünsche. Heidelberg hat die ganze Zeit gekämpft. Gegen Essen und Hamburg haben wir gute Offensivleistungen gezeigt, auch heute in den ersten vier fünf Minuten des ersten Viertels. Im dritten Viertel hat Heidelberg dann sogar geführt. Da ist es immer gefährlich, wenn die Heimmannschaft etwas in der Luft hängt. Heidelberg hat zu viele einfache Korbleger gemacht. Das letzte Viertel war dann entscheidend. Lodders hat dann im ersten Angriff des Viertels Würzner den Ball geklaut – da hatten wir das Momentum dann auf unserer Seite. Generell hatten wir im letzten Viertel keinen Ballverlust. Heidelberg gar sieben. Im dritten hatten wir sechs. Am Ende gewinnen wir das Spiel dann aufgrund unserer Verteidigung.

Für Heidelberg spielten: Bryan Smithson 16 Punkte, Devin White 12/7 Rebounds, Hrvoje Kovacevic 12, Kristian Kuhn 11, Max Rockmann 4, Albert Kuppe 3, Trent Wiedeman 3 Niklas Würzner und Moritz Nägele.

Für Gotha spielten: Joseph Lawson 17 Punkte, Jordan Riewer 15, Delvon Johnson 8, Marco Völler 8, Christopher Razis 7, Jannik Lodders 6, Max DiLeo 3, Gerard Gomila 3, Dilhan Durant 2, Jeramie Woods und Carlton Guyton.

Dabei könnte jedoch der morgige Sonntag bereits Klarheit bringen. Die Kirchheim Knights gastieren ab 17 Uhr zur vorletzten Heimpartie der Heidelberger im OSP. Das aktuell viertplatzierte Team von Head Coach Michael Mai befindet sich seit Beginn der Saison innerhalb der Playoff-Ränge. Der Grund? Eine homogene und erfahrene Mannschaft. Eine Mannschaft die es allen noch einmal zeigen möchte. Denn in Tim Koch, Johannes Joos, Andreas Kronhardt, Besnik Bekteshi und Richard Williams verdienen im Knights-Kader gleich fünf Profis ihr Geld, welche sich aus verschiedensten Gründen in der Beko BBL nicht durchsetzen konnten. Über Kirchheim soll nun, mit einem gehörigen Plus an Spielzeit, ein neuer Anlauf gestartet werden. Auch der Klub hat tabellarisch erneut Anlauf genommen und ist seit Wochen fest in den Top-4 der ProA-Tabelle zu finden.

Maßgeblich dafür sind Williams (14,7 PpG), Bekteshi (10,4 PpG) und Keith Rendleman Jr. (11,0) – sowie die kleine, aber seit Saisonbeginn gewachsene Rotation: Alle zehn regelmäßig eingesetzten Akteure kommen durchschnittlich auf mindestens zehn Einsatzminuten. Während dies aktuell zur sportlich erfolgreichsten Saison seit Jahren führt, könnte sich diese regelmäßige und kontinuierliche Wechseltaktik Mais ab April doppelt auszahlen: Ausgeruhte Spieler zum Beginn der Postseason.

Die MLP Academics wollen ihrerseits am Sonntag noch einmal Vollgas geben. Um ihre minimale Playoff-Chance zu wahren, um den eigenen Fans einen Sieg zu schenken, um im Baden-Wüttemberg-Derby eine Duftmarke zu setzen. Außerdem sollen die Kirchheim Knights noch aufgrund der bitteren Hinspiel-Niederlage zu einer Revanche herangezogen werden. Kommenden Sonntag wäre ein wichtiger Tag, um einen Sieg einzufahren – egal wie hoch die Postseason-Chancen nach der Partie wären, freuen würden sich sicherlich alle Heidelberger.

Lukas Robert