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24. Oktober 2022

Vermeidbare Niederlage in der Hauptstadt

Wenn man auswärts gegen den 11-fachen deutschen Meister, der zudem die letzten drei Titel in der easyCredit Basketball Bundesliga gewann, antritt und anschließend von einer vermeidbaren Niederlage spricht, ist man als Team, welches um den Klassenerhalt kämpft, entweder realitätsfremd oder hat gegen ein stark dezimiertes Team, welches unter der Woche dazu noch zwei Spiele in der Euroleague bestritten hat, tatsächlich eine Chance verpasst, die Überraschung zu landen.

ALBA Berlin startete ohne Johannes Thiemann, Luke Sikma, Maodo Lo und den Ex-Heidelberger Jaleen Smith mit einer gezwungenermaßen stark veränderten Starting Five in ihr Heimspiel in der stimmungsvoll(er)en Max-Schmeling-Halle – für das Heimspiel gegen die Kurpfälzer war man von der Mercedes Benz Arena in die kleinere Spielstätte umgezogen. Der Start lief für die Gäste auch recht verheißungsvoll. Nachdem Berlin zunächst mit einem krachenden Dunking durch den 2,24m großen Centerhünen Christ Koumadje mit 2:0 in Führung gingen, nahmen die Gäste zunächst das Zepter in die Hand.

Vargas blüht gegen sein Ex-Team auf

Kapitän Akeem Vargas blüht gegen seinen EX-Club auf. (C) Lukas Adler

In der Anfangsphase stachen vor allem Maximilian Ugrai und Ex-Albatross Akeem Vargas (zur Halbzeit bei acht Punkten), der mit seinen zwei Dreiern in Folge die zwischenzeitliche 5 Punkte-Führung besorgte, positiv heraus. Doch die Hauptstädter, wie kaum anders zu erwarten, ließen sich nicht ohne weiteres abschütteln. Es entwickelte sich fortan ein offener Schlagabtausch, in dem sich abzeichnete, dass das Heidelberger Spiel noch eine zu starke Abhängigkeit von Playmaker Eric Washington aufweist. War er nicht auf dem Feld stockte das Offensivspiel doch erheblich. In die erste Pause ging es in einem recht punktearmen Spiel mit einer 16:18 Führung für die Heidelberger.

Das zweite Viertel begann wie das erste. Koumadje setzte erneut mit krachendem Dunking ein Ausrufezeichen und ließ diesem nach eigenem Offensivrebound im nächsten Angriff einen weiteren folgen. Ein 7:0 Lauf der Berliner, die erstaunlicherweise in vielen Situationen wacher wirkten als ihre ausgeruhten Gäste, verhieß nichts Gutes.

Mangelnde Physis gegen angeschlagenen Gegner

Doch auch die Heidelberger, bei denen Washington in der ersten Halbzeit seinen Wurf überhaupt nicht finden konnte, wollten sich nicht ohne weiteres abschütteln lassen. Zwar wollten die Dreier nicht fallen. Einige Unachtsamkeiten im Spielaufbau der Berliner führten jedoch häufig zu Ballverlusten und etlichen Chancen für die Gäste, den Rückstand überschaubar zu halten. Mit seinem ersten und einzigen Punkt der ersten Halbzeit verkürzte Washington zum 33:30 Halbzeitstand.

Die Heidelberger ließen sich nicht abschütteln. (C) Lukas Adler

Bereits zur Halbzeit drängte sich der Eindruck auf, dass eine Führung durchaus möglich gewesen wäre. Die Punkteausbeute für die Berliner war zwar überschaubar, allerdings verpassten es die Heidelberger, ihnen eine härtere Gangart aufzuzwingen. Beispielhaft sei hier erwähnt, dass man im zweiten Viertel mit lediglich zwei Teamfouls (davon ein Offensivfoul) eine viel zu weiche Gangart wählte, um den müden Gegner ernsthaft zu beeindrucken.

Täglich grüßt das Murmeltier

Wie könnte es anders sein, startete auch das dritte Viertel wie die beiden ersten – mit Dunking durch Koumadje. Die Heidelberger, angetrieben durch einen wie ausgewechselt wirkenden Eric Washington, zeigten sich jedoch widerstandsfähig. Mit sieben Zählern in Serie besorgte der Pointguard beim Stand von 37:37 23. Minute) den Ausgleich. Die Hoffnung auf einen Turnaround wurde prompt durch das dritte und unnötige Foul von Ugrai geschmälert, zumal Bryan Griffin defensiv im Pick-and-Roll nicht immer zur Stelle war.

Zwischenzeitlich fanden die Albatrosse wenig Antwort unter dem Korb. (C) Lukas Adler

Da die Albatrosse jedoch auch nicht zu überzeugen wussten und selbst drei Minuten ohne Korberfolg blieben, blieb der Rückstand im Korridor zwischen einem und maximal fünf Punkten. Das Viertel ging letztendlich mit 16:18 an die Gäste und ließ den Rückstand auf einen Punkt schmelzen.

Abgezockter und hungriger

Ein erfolgreicher Dreier durch Lukas Herzog führte zu Beginn des letzten Viertels gar zur 49:51 (29. Minute) Führung, ehe die Berliner jedoch durch einen schnellen 9:0 Lauf die gefühlte Vorentscheidung erzielten. Die Offensive wirkte weiterhin jedoch auf beiden Seiten fahrig und fehleranfällig, weshalb sich die Gastgeber nicht entscheidend absetzen konnten und den Kurpfälzern erneut eine Tür zum Comeback öffneten.

Washington schien dies zu spüren, setzte sich ein ums andere Mal im Eins-gegen-Eins durch (mit 21 Punkten wurde er am Ende gar noch Topscorer der Partie) und erzielte Punkt um Punkt. Mit einem sehenswerten Reverse-Layup  verkürzte der US-Amerikaner viereinhalb Minuten vor Ende auf 66:63.

Eric Washington fand nach der Halbzeit seinen Wurf wieder. (C) Lukas Adler

Doch war es auch Washington, der in der folgenden Sequenz den entscheidenden Unterschied sinnbildlich verdeutlichte. Nach einem erfolgreichen Steal war der Weg zum Korb komplett frei und ausgerechnet Heidelbergs schnellster Akteur ließ es gemächlich angehen. In aller Seelenruhe dribbelte er über das leere Feld und ließ sich dabei von Louis Olinde, der weniger als 48 Stunden zuvor noch in der Türkei 30 Minuten auf dem Feld stand einholen und am Korb abräumen. Da Olinde im Gegenzug drei Punkte in Folge erzielte, war der junge Deutsche folgerichtig Mann des Spiels, welches mit einem 78:70 für die Hauptstädter endete.

Für die Academics geht es am Samstag, um 20:30 Uhr im SNP dome gegen die EWE Baskets Oldenburg weiter. Soll es mit einem Sieg klappen, wird eine andere Leistung als in Berlin nötig sein.

Zuschauer:innen: 7800
MLP Academics Heidelberg – Basketball mit Zukunft