Die MLP Academics Heidelberg und die Rostock Seawolves verbindet weitaus mehr als man denkt. Die Mannschaften stammen jeweils aus einer alten deutschen Universitätsstadt. Die „Riesen vom Neckar“ sind 2021 in die Beletage der easyCredit Basketball Bundesliga aufgestiegen, die „Seewölfe“ folgten ihnen im Jahr drauf – und beide sind gekommen, um zu bleiben. Die Klubs aus den aufstrebenden Standorten Heidelberg und Rostock, etatmäßig zum unteren Drittel der Liga zählend, brauchen sich inzwischen vor niemandem mehr zu verstecken. Rein rechnerisch betrachtet haben die Kontrahenten am Freitagabend (19 Uhr/live bei MagentaSport ab 18.45 Uhr) im SNP dome zwar immer noch nicht den Klassenerhalt in der Tasche, doch im Grunde genommen können Academics wie Seawolves Zukunftspläne fürs Oberhaus schmieden. Ja, die Gäste aus Mecklenburg-Vorpommern dürfen als Tabellenneunter sogar noch mit einer Playoff-Teilnahme in ihrer Premierensaison liebäugeln.
Den Academics ist es in den letzten Wochen und Monaten gelungen, vor allem im „Dom“ für einen Gefühlsüberschwang zu sorgen. Unter den bisher elf Siegen dieser Spielzeit bilden acht Heimsiege die Grundlage fürs greifbare dritte Bundesliga-Jahr 2023/2024 hintereinander. Zu den drei Auswärtstriumphen gehört der Punkteklau Ende November in der 750 Kilometer entfernten Ostseeregion auf beiden Seiten der Warnow. Hierbei gab’s in einem heißen Match ein Happy End für Washington und Co.: Aus einem 77:82-Rückstand (38.) machten die MLP Academics vor über 4.000 Fans in der Rostocker StadtHalle abgezockt ein imponierendes 91:84 bis zur Schlusssirene.
Dauerthema Ligaverbleib!? Für Headcoach Joonas Iisalo und seine „Jungs“ gibt es unterdessen nur eine sinnvolle Herangehensweise. „Wir werden versuchen, jedes Spiel zu gewinnen“, sagt der Finne, „selbst wenn unser Saisonziel erreicht zu sein scheint. Dann werden wir sehen, wo wir am Ende im Ranking landen.“ Ob Tuchfühlung zu Playoff-Sphären oder gebührende Distanz zu den zwei Abstiegsplätzen – die Mannschaft möchte zuvorderst ihre positive Entwicklung bis zum Saisonende am 7. Mai fortsetzen und weitere Basketball-Festspiele feiern.
Die Academics sind mittlerweile auf Betriebstemperatur. Haben spürbar Lust auf mehr: Die heimische Halle ist eine Festung geworden, die Atmosphäre inspirierend, die Identifikation der Fans mit dem Auftritt und Spielstil des Teams hat durchaus neue Dimensionen erreicht. „Wir wollen den tollen offensiven Schwung der letzten Wochen mitnehmen. Gleichzeitig defensiv im Gegensatz zum Bamberg-Spiel auch schon in Halbzeit eins wach und fokussiert spielen“, so der Sportliche Leiter Alex Vogel vor der kniffligen Hausaufgabe.
Heidelbergs Cracks sind gewarnt vor den Norddeutschen. Der Rostocker 77:99-Rückschlag am vergangenen Wochenende war aus deren Sicht nicht einkalkuliert. „Nach ihrer deutlichen Heimniederlage gegen Frankfurt und unserem Hinrunden-Erfolg erwarten wir sehr motivierte Gäste“, prognostiziert Alex Vogel hungrige „Seewölfe“. Die Orange-Blauen verfügen über ein tief besetztes Team und entschieden sich nach der ProA-Meisterschaft 2022, auf acht Aufstiegshelden zu setzen, die durch Derrick Alston Jr. (Salt Lake City Stars), JeQuan Lewis (BC Kalev Tallin), Selom Mawugbe (Santa Cruz Warriors) und Routinier Dennis Nawrocki (Giessen 46ers) ergänzt wurden.
„Rostock ist großartig in der BBL gestartet. Sie haben eine laute und starke Fanbasis“, meint Joonas Iisalo über ein ambitioniertes Kollektiv, das vorwiegend mit den Würzburg Baskets und Brose Bamberg um den letzten Playoff-Platz fightet. „Ihr Team hat dank der Importspieler viel Talent. Besonders Lewis, Alston, Nelson und Pearson kreieren Offensivaktionen“, ergänzt Iisalo. Die Hausherren benötigen demnach eine starke Leistung in der Defensive und beim Rebounding.
Der Academics-Cheftrainer baut auf intensive Trainingseinheiten, die in Bestbesetzung – inklusive der Rückkehrer Niklas Würzner und Kapitän Akeem Vargas – seit längerem möglich waren. Im Gegensatz zur Länderspielpause, als der Rhythmus wegen Verletzungen und Krankheiten zwischenzeitlich verloren ging. Viele Heidelberger Profis haben einen Lauf. Was vor allem Eric Washington, Max Ugrai, Elias Lasisi und Jack McVeigh beim 109:100-Offensiv-Feuerwerk gegen Bamberg aufs Parkett zauberten, verdiente das Prädikat Extraklasse.
Weitere Glanzleistungen peilen ebenfalls die Rostock Seawolves über die laufende Runde hinaus an. Angeblich denken die zwei Hauptverantwortlichen, Klub-Boss André Jürgens und der Sportliche Leiter Jens Hakanowitz, in Vier-Jahres-Schritten. Vier Jahre ProB, vier Jahre ProA – und in vier Jahren Bundesliga folgt die Titelreife? „Wieso sollten wir in Mecklenburg-Vorpommern nicht die Geilsten im deutschen Basketball sein?“, fragt Hakanowitz rhetorisch. Eine kesse, augenzwinkernde Aussage. Die André Jürgens wiederum veranlasste, auf die Euphoriebremse zu treten: „Wir sollten unsere Ziele erst mal kleiner stecken.“ Sei’s drum: Der Einzug unter die Top acht wäre für die Korbjäger von der Ostsee ein riesiger Prestigeerfolg und würde sie in ihrem Ansinnen bestärken, den augenblicklichen Etat von geschätzten fünf Millionen Euro im in der Regel schwierigeren zweiten Jahr nochmals hochzufahren.
Eine Besonderheit ist beim 1994 gegründeten Verein die Trainerkonstellation. Christian Held (34) leitet als Headcoach nach dem Weggang von Dirk Bauermann die Geschicke, unterstützt von seinem Vater Ralph Held (65, seit 2021), der sich als „Co“ des Profiteams zusätzlich um den Nachwuchsbereich der Seawolves kümmert, und vom Assistenten Tom Schmidt (31, seit 2017 dabei).
In Rostock werden kontinuierlich Strukturen aufgebaut. Noch so eine Parallele zu den MLP Academics.
Vor dem Sprungball um 19 Uhr möchten wir die Zuschauer darauf hinweisen, rechtzeitig zu kommen und möglichst öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Es gibt noch Karten in allen Kategorien an der Abendkasse, die wie gewohnt um 17.30 Uhr am SNP dome öffnen wird. Darunter auch Tickets für Ermäßigte ab 5 Euro.
Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien