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2. August 2024

Warum Merch-Experte Thilo Reichardt „jedes Mal Gänsehaut“ bekommt …

Academics Inside

Das Merchandising-Herzstück der MLP Academics Heidelberg ist ein unscheinbarer Raum in der ersten Etage der Geschäftsstelle. Dort ist zugleich das Wirkungsfeld von Thilo Reichardt. Im Kern besteht Thilos Reich aus Merchandising-Artikeln, Trikots, Shirts, Pullis, Collegejacken, Mützen, Socken, Schals, Fanfahnen etc. – sowie aus Schneideplotter, Thermotransferpresse, Materialien zum Bedrucken, einem Schranksystem mit Kisten und einem Computer.

Die Interaktion mit den Fans macht’s aus

„Mein Ziel ist es, dass ein Fan nach dem Betreten unserer Räume 30 Minuten später sein individuelles Trikot in den Händen hält“, sagt Thilo über einen zentralen Aspekt seines Jobs. Denn in erster Linie versteht sich das 41-jährige Multitalent als Service- und Dienstleister. Es sei die Interaktion mit den Fans, die den Reiz seiner Aufgabe ausmache. Ob in der Bahnhofstraße 34/1, dort wo die Organisationsfäden verknüpft werden, oder im SNP dome Heidelberg bzw. punktuell in der SAP Arena Mannheim, Thilos Arbeit lebt von zwischenmenschlicher Nähe. „Das Wichtigste im ‚Merch‘ ist meines Erachtens, den Leuten eine Freude zu bereiten. Sie sind happy, wenn man sie wiedererkennt und individuell berät“, berichtet Thilo unprätentiös.

Dass der gebürtige Wiesbadener und bekennende Heidelberger, gefühlt 20 Mal in seinem Leben umgezogen, für die Bereiche Merchandising und IT wie geschaffen ist, erklärt sich aus seiner Vita. Im zarten Alter von viereinhalb saß Thilo erstmals vor einem Computer. Sein Vater vertrieb Großrechner für das amerikanische IT-Unternehmen IBM und dessen Tätigkeit führte die Familie Reichardt eben unter anderem nach Wiesbaden, Böblingen, Stuttgart, Paris, New York und nach Heidelberg. Nach deutscher Schule in New York, Heidelberg College und Technischem Gymnasium Wieblingen landete Thilo bei Heidelberger Druckmaschinen. Dort lernte er Mediengestalter Digital und Print (mit dem Schwerpunkt Print), arbeitete nach der Ausbildung bei HDM noch drei Jahre weiter und kam en passant im produzierenden Kontext mit Computer-, Präsentations- und Vertriebsthemen in Berührung. „Offsetdruck und jegliche Printverfahren kenne ich bestens. Ich bin aus der Printindustrie und habe mich nach und nach stets in andere Themen reingefuchst“, meint Thilo. Dazu zählte auch die externe Betreuung des IT-Helpdesk bei der SAP.

Erster Kontakt mit Basketball in Handschuhsheim

Wie kam er 2014/2015 mit den Academics in Kontakt? Ganz simpel: Catharina Seegelken, Schwester von Academics-Chef Matthias Lautenschläger, fieberte in Handschuhsheim beim Livestream der ProA-Spiele mit. Das infizierte Thilo und seine Freunde irgendwann auf dem benachbarten Balkon – und er selbst identifizierte Basketball als „coole Sache“. Thilos Academics-Einstieg ließ zwar noch auf sich warten, doch mit dem ersten Spiel im SNP dome am 25. März 2021 gegen die Eisbären Bremerhaven war’s für den Tausendsassa so weit. Über eine Phase der Ehrenamtlichkeit, Einsätzen auf Abruf und Minijob in der vorletzten Saison genügte im Herbst 2023 das Signal von Geschäftsführer Till Riedel. Die unmissverständliche Botschaft: Das Merchandising der MLP Academics wächst – also bedarf es zusätzlicher Power. „Ich musste nicht überlegen. Verkaufen konnte ich schon immer – es macht mir einfach Spaß“, sagt Thilo, nebenberuflich als selbstständiger IT-Berater unterwegs, über seine (endgültige) Verankerung in der Academics-Organisation.

Wenn es am Vortag vor einem Match der BBL-Profis in den SNP dome geht, ist das Dienstfahrzeug bis zur Dachkante voll mit Merchandising-Artikeln. Die Vorbereitungen auf den Fanshop laufen – alles wird vorsortiert, alles hat „seine Dome-Kiste“, wie Thilo lächelnd erzählt. „Ich kriege jedes Mal Gänsehaut, wenn ich in den SNP dome reinkomme. Ich denke dann immer, okay, es geht ins Stadion und es wird wieder an Emotionen kaum zu übertreffen sein“, beschreibt er seine verlässliche Gefühlslage. Eine ansteckende Grundstimmung, die er mit der Klientel am Fanshop-Stand teilt.

Hotspot und Anlaufstelle Fanshop

Rund 20 Minuten vor dem Sprungball ist in aller Regel der Hauptpeak im Verkauf. Klamotten werden am Hotspot anprobiert, gekauft, reklamiert oder umgetauscht. Der Fanshop ist zudem oft Anlaufstelle der Gewinnspiel-Teilnehmer. Die Shops – im SNP dome ist es aktuell noch einer, geplant sind zwei, in der SAP Arena waren es sogar drei – wollen koordiniert und mit den verschiedenen Produkten bestückt sein. Vom Spiel selbst sehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Stand relativ wenig. „Falls möglich, gucken wir parallel auf dem Tablet zu – und manchmal können wir im letzten Viertel links und rechts vom Shop kurz einen Blick aufs Spielfeld wagen“, so Thilo über die Normalität an Heimspiel-Tagen, die nach der Schlusssirene mit weiterem Verkauf, Standabbau und Rücktransport der Fanartikel in die Weststadt enden. Abends seien sie alle platt, der Kopf sage einem dann, „dass du eine halbe Stunde Ruhe brauchst. Andererseits ist die Müdigkeit weg, wenn es einen Heimsieg für uns gegeben hat“, beschreibt Thilo plakativ den Adrenalinspiegel und Emotionshaushalt des Organisationsteams der MLP Academics.

Anders ist es für ihn in Hallen der BBL-Konkurrenten. Da führt Thilos Weg schnurstracks zu den Fanshops der Heimmannschaften. „Ich scanne den Stand, frage das Personal, was sie am meisten verkaufen, hole mir generell Feedback ein und gebe mich dabei offen zu erkennen“, freut er sich über den unproblematischen fachlichen Austausch, „man hilft sich da gegenseitig mit Informationen.“ Ein „kleines bisschen Industriespionage“ gehöre in der easyCredit Basketball Bundesliga dazu.

Fanflüsterer, „Freigeist“ und Macher

Thilo Reichardt lässt die Fünf auch mal gerade sein. Anekdoten über spontane Alltagsbegegnungen gibt es zuhauf. Es können drei Jungs auf Fahrrädern sein, ein Verkehrspolizist, ein Türsteher einer Lokalität, der kurz danach in den Urlaub fliegt, oder eine Oma, deren Zwillingsenkel sie in Heidelberg besuchen, am Basketball-Camp des USC teilnehmen und eine Jugendschiedsrichter-Lizenz machen, sie alle werden vom „Freigeist“, Koordinator und Macher Thilo ernst genommen oder gar mit kleinen Mitbringseln wie Pins oder Schlüsselanhängern bedacht. Warum? „Jeder Artikel ist gleichzeitig Werbung für uns als MLP Academics. Wenn man offen, nett und großzügig ist, spricht sich das ‘rum“, sagt Thilo im Brustton der Überzeugung. Und die Stimmung dann im Heidelberger Sporttempel steigt. Für ihn ist „der SNP dome ein Stadion, wenn alle schreien und jubeln“.

Fanflüsterer Thilo hat zweifellos seinen Anteil daran.

Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien