„Was den Unterschied gemacht hat? Er ist ein Profispieler. Es kann nicht sein, dass er in dieser Situation den Ball aus zehn Zentimetern neben den Korb legt.“: Strenge Worte von Tony Garbelotto, Headcoach der MLP Academics Heidelberg. Sein Schützling Devin White hatte vor etwa 15 Minuten den entscheidenden Wurf vergeben, der seiner Mannschaft wohl zu einem Sieg über die finke Baskets Paderborn verholfen hätte. Wegen des 86:81-Erfolgs der Gäste ist Garbelotto auch noch bei der Pressekonferenz bedient. Dabei hatten seine Mannen toll gekämpft und gegen acht hervorragende Paderborner ein gutes Spiel gemacht. Pechvogel ist dabei White, der zwar den „100-prozentigen“ Wurf vergab, sich aber in den anderen Phasen des Spiels in bestechender Form präsentierte (17 Punkte, 3 Dunkings, 13 Rebounds, 4 Blocks, 25 Effektivität). Ironie des Schicksals.
Es war aber schon in den Minuten vor Spielende ein großes Problem zu beobachten: Die Trefferquote stimmte an diesem Abend einfach nicht. Im letzten Viertel trafen die Academics nur fünf ihrer 16 Feldwürfe. In Anbetracht der Tatsache, dass Paderborn mit einem 66:63-Vorsprung die letzten zehn Minuten begann, ist das zu wenig. In der 37. Minute bestrafte Ryan Aquino die schwache Ausbeute der Academics mit einem staubtrockenen Dreier aus der Ecke zum 75:78 – nachdem die Mannen in weiß drei Würfe hintereinander „versemmelt“ hatten. Clint Sargent traf einen immens wichtigen Wurf zum 81:80. Michael Fleischmann zeigte keine Nerven und holte per Mitteldistanzwurf die Führung zurück. Dann verlegten Heindel und White nach Offensivrebound, Scott Dennis traf zwei Freiwürfe und Sargent nahm einen unnötig frühen Dreier, bekam den Ball nochmals und vergab wieder. Es stimmt, wenn man sagt: Man hat sich selbst um den Sieg gebracht.
Auch das Argument, dass Oliver Komarek und Paul Zipser fehlten, greift nicht. Da Janis Heindel überraschend viel Spielzeit bekam (zuletzt heftige Knieschmerzen) und bei Paderborn Topscorer Jason Adams pausieren musste, war die Ausgangslage völlig vergleichbar. „Es war das zweite Mal in dieser Saison, dass wir mit einer ähnlichen Intensität wie bei den Heimspielen in ein Auswärtsspiel gegangen sind. Das letzte Mal gegen Ehingen hat das auch geklappt. Jetzt können wir die Früchte unserer Arbeit tragen.“, sagte der zufriedene Gästecoach Thomas Glasauer.
Die Ostwestfalen fielen durch ihre facettenreichen Laufwege abseits des Balls und ein klar strukturiertes und nahezu fehlerfreies Passspiel auf. Deutsch-Israeli Guy Aud wurde durch die Ganzfeldpresse der Academics nicht vor Probleme gestellt und bediente seine deutschen Kollegen (12 Assists) Michael Fleischmann (20 Punkte) und Michael Jost (12 Punkte) ein ums andere Mal. „Sie spielen multidimensionalen Basketball. Ich möchte einfach nur meine Glückwünsche äußern und Herrn Glasauer Respekt zollen.“, sagte Garbelotto. Er wird bis Donnerstag einiges zu tun haben, dann ist endlich das Nachholspiel bei Aufsteiger Vechta. Zumindest ein Kurzeinsatz von Paul Zipser ist geplant. In erster Linie geht es aber momentan darum, wieder Spiele zu gewinnen. Das weiß auch Zipser.
MLP Academics Heidelberg – finke Baskets Paderborn: 81:86 (22:17, 16:23, 25:26, 18:20)
Heidelberg: White 17 (1 Dreier), Sargent 16 (2), Blackwood 15 (5), Heindel 12 (2), Kuhn 11, Rohde 7, Barth 3, von Fintel – Okundaye.
Paderborn: Fleischmann 20 (3), Aud 15 (2), Jost 12, Kittmann 11 (1), Aquino 9 (1), Jamerson 9 (1), Dennis 8, McDaniel 2.
Erster Schiedsrichter: Michael Erlwein (Eggolsheim). Schiedsrichter: Alexander Freiwald (Frankfurt am Main), Gabriel Zangenfeind (München). Zuschauer: 600.
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Robin Herbert