Mit einem wahren Ausrufezeichen melden sich die MLP Academics Heidelberg zurück. Die zuletzt so glücklosen Basketballer aus der Stadt der Dichter und Denker rafften sich nach vier Niederlagen in Folge zum letzten Heimspiel des Kalenderjahres auf und besiegten in bravouröser Manier mit neun Spielern zwölf gegnerische Knights aus Kirchheim unter Teck: 99:74 hieß es am Ende. 25 Punkte Vorsprung bedeuten den höchsten Sieg der laufenden Saison.
Die Gäste vom Rande der Schwäbischen Alb waren mit einem 78:70-Erfolg über Aufstiegsaspiranten Düsseldorf im Gepäck nach Heidelberg gekommen. „Eine derart starke Leistung wie letzte Woche war das aber nicht. Wenn ich direkt bin, dann bezeichne ich diese Leistung als Arbeitsverweigerung. Das war so wie damals, als Göttingen Heidelberg zerstört hatte – nur war es diesmal eben andersherum. Meine Spieler haben genug Charakter, um zum letzten Hinrunden-Spieltag gegen Göttingen wieder bereit zu sein.“, fasste Gästecoach Branislav „Frenkie“ Ignjatović das Geschehen zusammen. Ganz anders dagegen die Academics: Die Konzentration und der Fokus auf den Sieg war über die komplette Spielzeit ausgeprägt vorhanden. Auch wenn es mal nicht so gut lief, zogen sich die Kurpfälzer am eigenen Schopf aus dem Schlamassel heraus. Das einzige Manko, das an diesem Abend bleibt, ist die sehr dürftige Freiwurfquote von 56,4 Prozent. Aber das störte Cheftrainer Tony Garbelotto dann auch weniger: „Der Sieg war wichtig für uns. Ich habe immer gesagt, dass wir durch die letzte Niederlagenserie keine schlechte Mannschaft geworden sind, dass unsere Spieler deswegen nicht schlecht geworden sind.“ Er sollte Recht behalten. Nun kurz zum Spielgeschehen:
Kristian Kuhn begann die Partie mit Energie: Ein krachender Dunking von der linken Seite, gefolgt von einem Tip In. Kirchheim traf die ersten Würfe nicht, nach einem Dunk mit Bonusfreiwurf von Devin White stand es 7:0 (3.). Die Gäste fanden nun allerdings ins Spiel. Chris Alexander und Tim Burnette brachten ihre „Ritter“ mit gelungenen Offensivaktionen auf Tuchfühlung. Cedric Brooks holte mit einem Jumper zum 18:16 die erste Führung für Kirchheim. Clint Sargents Dreier stellte den 23:21-Viertelstand her. In Viertel zwei setzten sich aber die Academics ab – spätestens nach Sargents Korbleger zum 38:25 waren die Knights abgehängt. Nach einer kleinen Schwächephase im Angriff spielten die Heidelberger die Führung souverän in die Halbzeit und erweiterten sie sogar auf ein 50:36. Glücklicherweise kamen die Württemberger nicht mehr zurück. Beim 60:41 (25.) durch Kristian Kuhn war der Vorsprung der Academics schon zu hoch angewachsen. Nach dem dritten Spielabschnitt war man mit 25 Punkten in Front – ein Novum in dieser Saison.
Auch im letzten Viertel wussten die Spieler die Spannung hoch zu halten. Ein solch souveräner, Lust machender, in dieser Höhe und mit dieser Leichtigkeit herausgespielter Sieg war der verdiente Lohn und wurde vorab sicherlich nur von den kühnsten Optimisten herbeigesehnt. Kristian Kuhn beeindruckte erneut mit blitzsauberen Leistung und was Devin White gerade im dritten Viertel auf Parkett zauberte, ließ den ein oder anderen Besucher im altehrwürdigen OSP mit der Zunge schnalzen. Auch waren als Folge der kleinen Rotation zuletzt Konditionsmängel und Probleme beim Durchhalten über die kompletten 40 Minuten unübersehbar gewesen. Keine Spur davon am Sonntag! Mit der Pressverteidigung der Gäste hatten Barth, Blackwood & Co. nur wenig Probleme. Vielleicht hat das Team tatsächlich die vergangene Woche für Regeneration gebraucht. Nach der langen und dazu noch mehrtägigen Fahrt nach Vechta und Cuxhaven war man schlichtweg platt. Gut auch, dass der Akku nach einem solchen Spiel voll bleibt! Eine weitere wahrlich positive Nebenerscheinung.
Denn abgeschlossen ist die Hinrunde noch nicht. Am Donnerstag steht ein Aufeinandertreffen mit Science City Jena auf dem Programm, auswärts. Die „Wissenschaftler“ um Ex-USCler Sanijay Watts würde Frank Buschmann als „heiß wie Frittenfett“ bezeichnen – sieben Siege aus den letzten acht Spielen haben die Thüringer aufzuweisen. Ein Duell auf Augenhöhe. Wer weiß, vielleicht gelingt den Academics ja wieder mal ein Auswärtssieg.
MLP Academics Heidelberg – VfL Kirchheim Knights: 99:74 (23:21, 27:15, 25:14, 24:24)
Heidelberg: White 27 (3 Dreier), Sargent 22 (3), Kuhn 18, Blackwood 10 (2), Barth 7, Heindel 7, von Fintel 5 (1), Rohde 2, Okundaye 1.
Kirchheim: Alexander 19 (2), Burnette 11 (2), Brooks 11 (1), Adeberg 10, Smallwood 9, Land 7 (1), Tomasević 7 (1), Schneider, Maier, Prodromou, Henderson – Karamatskos.
Erster Schiedsrichter: Thorsten Stratemann (Duisburg). Schiedsrichter: Mesut Aydogdu (Stuttgart), Marco Marzi (Trier). Zuschauer: 700.
TOGETHER WE PLAY!
Robin Herbert