Nur die Wenigsten hatten es nach der 68:108-Niederlage gegen Göttingen erwartet, doch die MLP Academics Heidelberg bestätigten ihre Fähigkeit, zu Steh-Auf-Männchen zu werden – wie schon zuletzt beim Sieg über Gotha nach Schlappe in Düsseldorf – und krallten sich in der Karlsruher Europahalle die nächsten zwei Punkte. In einer unterhaltenden Partie behielt Heidelberg mit 82:75 die Oberhand über die BG Karlsruhe, die im zweiten Viertel nicht mit den Gästen mithalten konnte. Die BG hatte einen sehr beeindruckenden Auftakt mit zwischenzeitlich acht Punkten Führung, übergab dann aber im zweiten Durchgang das Zepter an die MLP Academics, die ihren Stiefel mit viel Ruhe bis zum Ende herunterspielten. Als beispielsweise DeWayne Richardson seine Fächerstädter in der vorletzten Minute nochmals auf 74:78 heranbrachte, blieben die Kurpfälzer cool. Kai Barth legte postwendend auf den hereinschneidenden Kapitän Janis Heindel ab, der den wohl spielentscheidenden Korbleger zum 74:80 traf.
Wie von Cheftrainer Tony Garbelotto angekündigt waren die Academics moralisch über das Göttingen-Spiel hinweg. Sie bewiesen dies im zweiten Viertel, weil sie sich binnen Minuten aus einem Acht-Punkte-Rückstand einen Sieben-Punkte-Vorsprung zur Pausensirene erarbeiteten. Tristan Blackwood traf einen seiner fünf Dreier als Halbzeit-Buzzer-Beater. So ging es entspannt in die Kabine. Der 27-jährige Kanadier hatte endlich sein lange erwartetes Coming-Out in Sachen Scoring; erzielte 19 Punkte, wobei er nicht einen Wurf aus der Nahdistanz nahm.
Er ist einer der Topscorer des Abends, eine tolle Nachricht! Mit einer fabelhaften Wurfquote von 71 % überzeugte auch Clint Sargent, aber auch Devin White machte mit seinen drei geblockten Würfen von sich reden. Der Forward ist der beste Shotblocker der Liga, bisher wurden 15 Würfe in sieben Spielen von ihm abgewehrt. Insgesamt war es jedoch wie schon so viele Male zuvor das Team, das den Unterschied ausmachte. Abgesehen von Christian von Fintel, der nur 2:47 Minuten über das Parkett flitzen durfte, erzielten alle Heidelberger mindestens zwei Punkte, zwei Rebounds und einen Assist. Klasse!
„Wenn ich alle Gründe wüsste, warum wir verloren haben, würde ich sie vermutlich auch gleich sagen. Was ich aber jetzt schon sagen kann, ist, dass die Würfe von Blackwood zu schlecht verteidigt waren. Wir hatten zwölf Ballverluste allein in den Vierteln drei und vier. Unsere Leichtigkeit ist dahin.“, sagte BG-Trainer Torsten Daume. „Die Mannschaft hat die richtige Reaktion auf die herbe Niederlage zu Hause gegen Göttingen gezeigt, darauf sollten und können wir aufbauen.“, meinte Academics-Manager Thomas Bösinger.
Man will sich nicht damit brüsten – aber es ist ein hervorragendes Gefühl, einen Gegner zu schlagen, der zu Hause noch nie verloren hatte. Dazu ist es nicht irgendein Gegner, sondern der große badische Rivale BG Karlsruhe. Die Academics gewinnen schon zum dritten Mal auf fremdem Parkett und klettern auf Platz fünf der Tabelle. Eine durchweg positive Momentaufnahme, und das unmittelbar nach der Schmach gegen Göttingen! Noch dazu hat man die Ex-Coaches Daume und Simic in der Hinrunde besiegt. Welch Zufall, dass auch noch Uwe Sauer am Sonntag in Karlsruhe auftauchte und Garbelotto seine Glückwünsche aussprach.
BG Karlsruhe – MLP Academics Heidelberg: 75:82 (26:20, 13:26, 20:19, 16:17)
Karlsruhe: Roessler 19 (4 Dreier), Menck 16 (2), Harris 12 (1), Stockton 11 (3), Black 8, Richardson 7 (1), Hauer 2, Vierneisel – Curth, Hurst, Lind, Rüeck.
Heidelberg: Blackwood 19 (5), Komarek 13, Sargent 13 (3), Heindel 12, Barth 10 (1), White 9 (1), Kuhn 4, Rohde 2, von Fintel.
Erster Schiedsrichter: Kimmo Lehnen (Mönchengladbach), Schiedsrichter: Gabriel Zangenfeind (München), Alexander Freiwald (Frankfurt a.M.). Zuschauer: 2000.
Neuigkeiten von Zipser
Paul Zipser kämpft immer noch mit seiner Fußverletzung und läuft weiterhin mit einem Schutz. Der 18-jährige wird am Dienstag zu einem „Fuß-Spezialisten“, so seine eigene Aussage, nach Regensburg reisen. Vielleicht gibt es dann Neuigkeiten über die weitere Dauer der Genesung.
TOGETHER WE PLAY!
Text und Bilder: Robin Herbert